Unter dem Motto „Gemeinsam wachsen“ fand die Auftaktveranstaltung der Zukunftskonferenz im Landkreis statt.
Die Arbeitswelt und auch die Aufgaben von Unternehmen oder Kommunen werden immer komplexer. Nicht zuletzt auch durch die Globalisierung oder Einflüsse wie Geburtenrate, demographische Entwicklung und Freizeitverhalten der Bürger. Dies waren auch die Hauptgründe, warum die Zukunftskonferenz von der Wirtschaftsförderung am Landratsamt ins Leben gerufen wurde.
Die Zukunftskonferenz ist eine Veranstaltungsreihe, bei der sich möglichst viele Landkreisbürger Gedanken darüber machen, mit welchen Strategien, Ideen und Lösungen die zukünftigen Herausforderungen gemeistert werden sollen. „Am Ende wollen wir alle gemeinsam entscheiden, wie der Landkreis in zehn Jahren ausschauen soll, damit möglichst viele Menschen hierher kommen, hier arbeiten und hier Kinder bekommen“, so fasste dies Wirtschaftsförderin Nadja Beutlhauser zusammen, die die Zukunftskonferenz initiiert hat.
Das Interesse der Unternehmer an der Weiterentwicklung des Standortes scheint recht groß. Dafür spricht die beachtliche Rücklaufquote einer vom Landratsamt im Vorfeld durchgeführten Unternehmerbefragung. Dafür spricht auch, dass neben zahlreichen Funktionären, darunter fast alle Landkreisbürgermeister, auch etliche Unternehmer zur Auftaktveranstaltung gekommen sind.
Professor Peter Schmieder von der Fachhochschule Deggendorf und Leiter der „school of skills“ machte gleich in den ersten Sätzen seines Vortrages klar: „Der Landkreis Dingolfing-Landau steht im Wettbewerb mit anderen Landkreisen. Deshalb muss man sich den komplexen Herausforderungen stellen und die Probleme lösen.“ Durch anschauliche Beispiele und Experimente verdeutlichte er seine Sichtweise und stellte heraus, dass eine kooperative Gesellschaft einer Wettbewerbsgesellschaft immer überlegen sei. Denn viele kommende Probleme könnten Einzelne nicht mehr lösen, sondern nur die Gesellschaft gemeinsam.
Eines seiner Beispiele: Immer mehr junge Leute würden auf Gehalt verzichten, wenn sie stattdessen für sich und ihre Familie gute Perspektiven hätten, die Balance zwischen Arbeits- und Freizeitleben zu finden. Das bedeutet, dass die Arbeitnehmer immer mehr auf Parameter wie Perspektiven, Hobbys, Erholung, Kindergärten achten. Sie wollen, dass es ihnen gut geht und die Lebensqualität hoch ist.
Das könne aber kein Arbeitgeber alleine bewerkstelligen, dafür brauche es die komplette Gesellschaft.
Solch kooperatives Verhalten müsse aber erlernt und eingeübt werden. Kooperation sei beim Menschen aber nicht angeboren, sondern entwickle sich erst endgültig ab dem 14. Lebensjahr: „Dann merken wir erst so richtig, dass wir auch davon profitieren, wenn es anderen gut geht“
Professor Klaus Wollenberg, von der Uni München, zollte dem Landkreis vorab Respekt: „Viele werden sich jetzt fragen, wieso der Landkreis eine Zukunftskonferenz braucht. Fakten wie annähernd Vollbeschäftigung oder eine niedrige Verschuldung sind zwar positiv, aber die Zukunft wird hier nicht aus den Augen gelassen. Das ist auch gut so.“
Der Referent stellte mit seinen umfassenden Statistiken auch relativ deutlich klar, dass in der Zukunft viele Aufgaben und Herausforderungen auf den Landkreis zukommen werden. So sei unter anderem die Tourismus-Intensität geringer als möglich, die Jugendarbeitslosigkeit überdurchschnittlich hoch und andererseits der Anteil an Hochqualifizierten zu gering: Im Landkreis liege er bei 3,4 Prozent, deutschlandweit bei 7,8 Prozent. Problematisch sieht Professor Wollenberg auch die zu geringe Beachtung des kulturellen und kreativen Milieus – dies dürfe aber nicht vernachlässigt werden. „Deswegen ist eine Zukunftskonferenz auch eine tolle Sache um Lösungen zu finden und eine gemeinsame Vision von der Zukunft zu entwickeln“. Generell liegt der Landkreis immer im oberen Drittel in verschiedenen Standortrankings. „Das liegt am Wohlstand und auch an der wirtschaftlichen Stärke. Es sind aber mit Sicherheit noch einige Wachstumspotenziale in manchen Branchen da“, so Wollenberg. Deshalb wünschte er zum Abschluss der Zukunftskonferenz viel Erfolg.
Landrat Heinrich Trapp freute sich einerseits natürlich über das Expertenlob für den Landkreis. Andererseits ist er überzeugt, dass die Zukunftskonferenz der richtige Weg zum Erfolg ist: „Wir können gemeinsam viel bewirken, aber dazu müssen wir unsere Stärken und Schwächen kennen“.
Kommunikationstrainer Thomas Weiß, der wie Schmieder an der „School of Skills“ und der Hochschule Deggendorf lehrt, begleitet als Coach und Moderator die Zukunftskonferenz. Er stellte danach den zeitlichen Ablauf der Seminare vor. In der ersten Phase treffen sich die Teilnehmer am 26. und 27. September im Schloss in Poxau um Stärken, Schwächen und Trends des Landkreises aufzuzeigen. In Phase zwei sollen Wege gefunden werden wie der Soll-Zustand erreicht werden will und in der dritten Phase werden die Ergebnisse präsentiert und bewertet. Alle Ergebnisse würden dann am 12. Dezember bei einer öffentlichen Abschlussveranstaltung präsentiert. „Ich hoffe, dass viele mitmachen. Dieses Projekt kann weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt werden, wenn sich viele dafür leidenschaftlich einsetzen“, so Thomas Weiß.
(Textauszüge aus der örtlichen Presse: Dingolfinger Anzeiger, Landauer neue Presse, Wochenblatt)