Fokus auf Wochenbettdepression

Gesundheitsregionplus setzt am Aktionstag seelische Gesundheit den Präventionsschwerpunkt auf Frauengesundheit

Jährlich am 10. Oktober wird weltweit der internationale Aktionstag der seelischen Gesundheit begangen. Ziel dieses Tages, der auf Initiative der World Federation for Mental Health ins Leben gerufen wurde, ist es, das Bewusstsein für psychische Erkrankungen zu schärfen. In diesem Jahr legt die Gesundheitsregionplus des Landkreises Dingolfing-Landau in Zusammenarbeit mit der Sozialpädagogin Nicole Rung einen besonderen Fokus auf das Thema Wochenbettdepression, um werdende und junge Eltern für dieses oft unterschätzte Krankheitsbild zu sensibilisieren.

Nicole Rung, Lehrkraft an einer Pflegeschule und Beraterin bei der Selbsthilfeorganisation Schatten und Licht e.V., hat bereits eine Selbsthilfegruppe in Dingolfing geleitet und begleitet seit Jahren betroffene Eltern. „Viele Frauen erleben nach der Geburt eines Kindes ein Stimmungstief, bekannt als Babyblues“, erklärt Rung. Dieser sei zwar normal, doch wenn die Symptome nach zwei Wochen noch anhalten oder später auftreten, könne eine Wochenbettdepression vorliegen. Schätzungsweise 4 bis 20 Prozent der Mütter sind betroffen, und auch Väter können erkranken. Die Dunkelziffer wird noch viel höher sein.

Wochenbettdepressionen haben viele Gesichter. Sie zeigen sich in Form von Überforderung, Nervosität, Schlafstörungen und Selbstzweifeln. Besonders hartnäckig ist das Missverständnis, dass betroffene Mütter ihre Kinder nicht lieben würden. In Wirklichkeit reicht das Spektrum von Überfürsorglichkeit bis hin zu extremen Selbstzweifeln und Selbstvernachlässigung. Die Ursachen für eine Wochenbettdepression sind vielfältig – hormonelle Schwankungen, mangelnde Unterstützung, aber auch das soziale Umfeld und das Verhalten des Kindes spielen eine Rolle.

„Es gibt keine eindeutige Präventionsstrategie, da die Erkrankung auf viele Faktoren zurückzuführen ist“, betont Rung. Allerdings sei es für werdende Mütter, die sich bereits in einer vorhergehenden Schwangerschaft mit einer Wochenbettdepression konfrontiert sahen oder ein erhöhtes Risiko vermuten, sinnvoll, gemeinsam mit dem Partner oder der Partnerin einen Plan zu erstellen. Dieser Plan sollte beinhalten, welche Schritte im Verdachtsfall eingeleitet werden müssen und welche Rahmenbedingungen für die betroffene Frau geschaffen werden können, um die Situation zu erleichtern. Besonders wichtig ist es, dass Betroffene sich über ihre eigenen Bedürfnisse bewusst werden und aktiv darauf achten. Entscheidungen über Haushalt, Sport oder den Umgang mit Besuch sollten stets individuell und nach eigenem Empfinden getroffen werden.

Für Betroffene im Landkreis Dingolfing-Landau gibt es vielfältige Hilfsangebote. Erste Ansprechpartner sind oft Hebammen sowie Frauen- und Hausärzte. Weitere Unterstützung bieten im Landkreis unter anderem KoKi – Frühe Hilfen, die Beratungsstelle für Seelische Gesundheit des Kreis-Caritasverbandes Landau und die Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern Dingolfing-Landau.